Realtalk: Wenn es zuviel wird...

02.05.2024

Der Frühling, eigentlich sogar der Frühsommer ist mittlerweile angekommen. Die Tage sind länger, es ist wärmer. Die Sonne scheint meistens. Zeit zum Energie tanken. Ich fühle mich im Moment zum ersten Mal seit Monaten körperlich sowie seelisch wieder gut und entspannt.

Der letzte Winter hat mir viel zu viel Substanz gekostet. Es war von Dezember bis Mitte April eigentlich nur Stress. Beinahe jeden Tag. Da trägt die Haltung der Pferde in Eigenregie auch ein bißchen dazu bei, weil man einfach jeden Tag den Stall machen muss, auch wenn man erst später und total müde und ausgelaugt von der Arbeit nach Hause kommt und das Wetter schlecht ist mit Wind und Regen. Die Hauptursache für meinen Stress ist dennoch die Arbeit. Ich will nicht jammern. Jeder Mensch muss arbeiten gehen um sich sein tägliches Brot zu verdienen. Ich arbeite normalerweise 30 Stunden die Woche, auch viel im Homeoffice und im Normalfall geht sich damit eigentlich alles was wir zu Hause noch haben schön nebenbei aus. Aber ich habe letzten Winter so viele Überstunden wie noch nie geleistet in sehr kurzer Zeit. Obwohl ich von Jänner bis Anfang April fast jede Woche nur mehr drei anstatt der normalen vier Tage gearbeitet habe, weil ich eben so viele Überstunden vom Herbst hatte. Das klingt erstmal gut, aber das Problem war, dass meine Arbeitsaufgaben für die drei Tage eigentlich zu viel war. Ich war permanent unter Strom an den Arbeitstagen weil die Tage für die zu erledigenden Aufgaben eigentlich zu kurz waren. Das wollte ich mir nicht eingestehen und habe gearbeitet wie eine Irre. Ohne Pausen und einfach Vollgas. Als dann auch noch ein Kollege mit Burn Out ausgefallen ist, musste ich Teile seiner Arbeit auch noch übernehmen obwohl ich deutlich gesagt habe, dass ich das eigentlich nicht auch noch leisten kann. Wenn man nach diesen Großkampfarbeitstagen abends nach Hause kommt ist man komplett ausgelaugt und müde und auch etwas angepisst auf das Unternehmen um ganz ehrlich zu sein. Dann geht aber die Arbeit zu Hause weiter. Die erledigt sich auch nicht von alleine. Meine Tage waren in der Regel sehr lange. Den freien Tag in der Woche wollte ich eigentlich entspannt zum Skitraining nutzen. Das habe ich auch. Allerdings war es meistens nicht so entspannt wie ich es mir gewünscht hätte. Die Entfernungen zu den Orten wo es sinnvoll möglich ist zu trainieren werden immer größer, der Aufwand fürs Training (Auflagen der Liftbetreiber usw) wird immer größer. Das Wetter im heurigen Winter war mehr als herausfordernd mit zum Teil schlechten Pistenverhältnissen. 

Leider viel zu wenig Quality Time heuer auf Skiern
Leider viel zu wenig Quality Time heuer auf Skiern

Insgesamt war ich so oft wie noch nie unterwegs diesen Winter sowohl im Job als auch zum Ski fahren. Zu allem Überfluss hat dann auch noch mein Auto des Öfteren gezickt. Ja mit 250.000 km darf man zicken. Trotzdem ist das nicht gut, weil ich leider im Winter total abhängig bin vom Auto und extrem viele Kilometer fahre. Ich bin jede Woche auf ein bis zwei Veranstaltungen von der Arbeit aus, zum Teil Referent zum Teil Betreuer, daher muss ich dort pünktlich erscheinen. Diese Veranstaltungen finden nicht in Ballungszentren statt, öffentlich fahren ist leider nicht. Das war auch der Grund warum ich schlussendlich Anfang März auf ein neueres Automodell gewechselt habe damit ich hoffentlich wieder 3-4 Jahre entspannt fahren kann, ohne dass irgendwelche gröberen Dinge auftreten. Aber Autokauf muss auch organisiert und finanziert sein. Der alte muss weg, wenn möglich noch zu einem halbwegs passablen Preis. Wieder zusätzlicher Aufwand und viel Ärger. Wie so vieles in diesem Winter. Irgendwie sind so viele ungeplante Dinge zusammen gekommen in diesem Winter, sodass es einfach ab einem gewissen Punkt nur mehr Chaos war und ich irgendwie versucht habe ständig alles zu kompensieren und einfach nur zu überleben und zu funktionieren.

Kurzum: Es war zu viel! Um ehrlich zu sein, ich weiß gar nicht wie das eigentlich alles funktioniert hat. In den letzten Wochen und Monaten war jeder Tag nahezu minutiös durchgeplant von 6 Uhr morgens bis oft 9 Uhr Abends, und das ohne Zeitpuffer dazwischen. Kam es irgendwo zu kleinen Verzögerungen musste ich Dinge weglassen, was irgendwann zu Frustration geführt hat, weil ich das Gefühl hatte, nicht mehr allem gerecht zu werden. Selber bin ich sowieso auf der Strecke geblieben. Keine Zeit um auch nur irgendwann zwischendurch zu verschnaufen. Die Zeit mit den Pferden und auch beim Ski fahren sollte eigentlich Auszeit und Hobby sein die man eigentlich zur Erholung macht. Das war im Winter aber nicht so. Ich habe mich vor ein paar Wochen so schlecht wie noch nie gefühlt. Körperlich als auch psychisch um ehrlich zu sein. Ich war wirklich am Ende meiner Kräfte vor ein paar Wochen. Das Ende der Skisaison und das Ende der Wintersaison in der Arbeit mit all seinen Terminen und Außendiensten ist gerade noch rechtzeitig gekommen, sodass ich mal ein bißchen zum durch schnaufen komme die letzten 2-3 Wochen. Seitdem geht es mir Gott sei Dank besser.

Viel zu wenig Zeit gehabt letzten Herbst/Winter für solche kurzen Auszeiten
Viel zu wenig Zeit gehabt letzten Herbst/Winter für solche kurzen Auszeiten

Ich verwende im Moment auch viel Zeit darüber nachzudenken wie es nächsten Winter anders laufen könnte, beziehungsweise ab wann es zu haken begonnen hat und was die Auslöser dafür waren das es so chaotisch und stressig war heuer im Winter. Das Ski Rennen fahren wird auf alle Fälle wieder reduziert. Letzten Winter wollte ich wieder mal den gesamten Cup fahren und diesen im Idealfall gewinnen. Habe ich auch. Ziel erreicht, keine Notwendigkeit dies im nächsten Jahr zu wiederholen, zu groß war der Aufwand dafür. Ich möchte aber auch in der Arbeit einiges reduzieren. Ein kleines bißchen bin ich auch selbst schuld weil ich einfach zu viele Dinge angenommen habe die im Vorfeld so langsam daher gekommen sind, weil ich gedacht habe, dass es sich ausgehen müsste. Ich war schlichtweg zu optimistisch, bzw auch ein Stück weit zu ehrgeizig und habe nicht daran gedacht, dass spontan auch noch Dinge kommen würden die es dann auch noch zu erledigen gilt. Das werde ich nächsten Winter ändern. Ich möchte die Arbeitswochen nicht mehr so voll packen mit Terminen, viel mehr Pufferzeiten einplanen. Vielleicht auch mal zwischendurch eine Woche schaffen, wo es keinen Außendienst gibt. Mein Arbeitgeber nimmt keine Rücksicht auf mich, also muss ich selber auf mich achten und es mir zurecht basteln wie es für mich paßt. Bewußt genug Homeoffice Tage einplanen jede Woche, vielleicht nicht mehr alles zu hundert Prozent machen sondern nur mehr achtzig. Weniger Aufgaben an einem Tag planen, sodass man auch Zeit hat für Pausen, vernünftig zu kochen und zu essen. Ich habe es in letzter Zeit nicht mal geschafft mich ordentlich zu ernähren. Nur Fastfood, kaltes ungesundes Essen, viel zu einseitig und viel zu viele Süssigkeiten. Der Körper litt enorm drunter. Ich war schon lange nicht mehr so verspannt wie letzten Winter. Kaum Zeit für Massagen und selbst wenn ist der Effekt nach 14 Tagen spätestens wieder völlig verpufft und die Nacken - und Rückenschmerzen zurückgekehrt. Die ganze Zeit mit Schmerzen herumzulaufen ist auch eher semi optimal um ehrlich zu sein. 

Jetzt gilt es erstmal die warme und ruhiger Jahreszeit zu genießen. Das Gute ist, ich habe noch immer so viele Überstunden und Urlaub sodass ich mir in nächster Zeit 2 längere Auszeiten von der Arbeit nehmen kann. Diese möchte ich gut für mich nutzen. Kraft tanken, neue Gedanken und Ideen sammeln. Es wird auch wieder ein neuer Freund mit feuchter Schnauze bei uns einziehen. Ich habe in den letzten Wochen festgestellt, dass mir der Hund wirklich fehlt und ich wieder gerne einen hätte. Das macht natürlich auch Arbeit, umso notwendiger ist es, dass ich nächsten Winter überall etwas zurückstecke. Auch bei den Pferden. Das habe ich heuer teilweise schon geschafft. Bobby hatte eine Winterpause und auch mit Laser muss ich ehrlich zugeben war ich zeitweise nicht so konsequent auf der Reitanlage wie im Winter zuvor. Ich habe viel zu Hause gearbeitet vom Boden aus und ich hatte auch Tage wo ich aufgrund extrem schlechten Wetters und Müdigkeit spontan einen Pausetag für die Pferde eingelegt habe. Und sie leben auch noch. Auch das muss ich mir erlauben. Ich habe dann ziemlich schnell ein schlechtes Gewissen um ehrlich zu sein weil ich finde, dass Bewegung für Pferde sehr wichtig ist und gerade im Winter wo die Weiden zu sind und das Wetter schlecht ist bewegen sie sich alleine zu wenig. Aber bevor man selber vor die Hunde geht muss man wohl Abstriche machen. Das muss ich wohl in nächster Zeit noch mehr lernen.